FOMO
FOMO
„Ich habe Angst etwas zu verpassen.“
Von immer mehr Leuten höre ich diesen Satz, in dem ich mich nur all zu gut wieder erkenne. Wir haben Angst, etwas in unserem Leben zu verpassen. Egal, ob im Urlaub, in der Uni, auf Partys, im Alltag, am Morgen, Nachmittag, Abend oder Nacht. Die ständige Angst, nicht Teil von allem sein zu können verfolgt uns. Gezogen von gesellschaftlichen Erwartungen hetzen wir von Alltag zu Alltag und von einem Stress zum nächsten, nur um am Ende gestresst zu sein, überall dabei sein zu können. Ohne Rücksicht auf einen selbst, steuern wir planlos zur nächsten Party, quatschen mit 20 Leuten, nur um um 12 Uhr noch zu sagen: „Es ist zu früh um nachhause zu gehen“, obwohl jeder genau weiß, dass die Party Bumms ist. Mental schon fast im Bett, öffnen wir also die nächste Weinflasche und trinken uns Glas für Glas immer mehr einen rein.
„Heute bleiben wir nicht so lange“ wird durch den genannten Stress zu „Oh, schon wieder 7 Uhr in der Früh“ und reden uns ein, diese Nächte seien die besten unseres Lebens. Geplagt fahren wir also nachhause, wo wir auf Grund dessen, dass wir wieder nichts verpassen wollen, von Wochenende zu Wochenende beschließen, erst recht wach zu bleiben „weil es sich nicht mehr auszahlt“.
Und was bleibt im Endeffekt von den viel erhofften und so sehr drüber nachgedachten Erwartungen im Kopf? Kleine Bilder und kurze Ausschnitte, die durch den Rausch zerfetzt wurden, Leute, die in diesen Stunden unsere besten Freunde waren und jetzt doch nur noch Fremde sind, an die sich keiner mehr so richtig erinnert, Fotos am Handy, die sich nie wieder jemand anschaut und erneut der Stress bei der nächsten Aktion dabei zu sein bevor man kein Teil davon war.
So sehr mir diese Abende mit all ihren Storys Spaß machen und so sehr ich auch für genau das lebe, frage ich mich nun: Ist es das alles wert? Verpassen wir denn wirklich etwas, wenn wir einmal nicht Teil der Gesellschaft sind? Wenn wir mal auf uns hören, in uns gehen und das machen, was nur wir für uns selbst wollen? Können wir glücklich und frei sein auch ohne die wöchentlich wiederholten Alkohol-Eskalationen und ohne schlaflose Nächte? Können wir denn auch ohne diese, die Liebe unseres Lebens finden? Ist es uns überhaupt möglich ohne genau diese Betäubung, glücklich zu sein? Uns frei zu fühlen und unendlich? Geplagt von diesen Gedanken, habe ich nun wieder das Gefühl am nächsten Wochenende etwas zu verpassen und dabei sein zu müssen, um Teil am Leben zu nehmen. Bin hier aber bestimmt nicht die einzige.